Fotos der logopädischen Praxis Katja-Kristin Ulrich in Tettnang. Dieses Bild zeigt eine geöffnete Tür mit einem Schild auf dem "Therapie" steht. Hörvermögen – Funktionen, Störungen & Therapiemöglichkeiten.

Hörvermögen

Was für eine Funktion erfüllt das Hören?

Es ist eine wichtige Voraussetzung für den Spracherwerb (verstehen und sprechen der Sprache) und somit auch der Kommunikation und der Austausch mit anderen und unserem Umfeld (Teilhabe im Alltag). Es hilft uns, uns im Raum und der Umgebung zurechtzufinden und Geräusche zuordnen und lokalisieren zu können (Richtungshören) was uns damit auch vor Gefahren schützt (z.b. der Feuermelder). Das Hören ist ein wichtiger Bestandteil der Teilhabe im Alltag.

  1. Der Schall trifft auf das Ohr und wird durch die Ohrmuschel direkt in den Gehörgang weitergeleitet (aufgrund der Form der Ohrmuschel kann Richtungshören ermöglicht werden)
  2. Die Schallwellen werden durch den Gehörgang auf das Trommelfell übertagen, wodurch die „Gehörknöchelchen“ in Schwingung versetzt wird und weiter an das Innenohr geleitet wird, wo die Gehörschnecke „Cochlea“ liegt.
  3. Der angekommene Schall wird in der Cochlea zu elektrischen Reizen umgewandelt (durch die Hörzellen im Innenohr)
  4. diese Hörzellen reizen den Hörnerv, wodurch dieser die Information in das Gehirn weiterleitet.
Grafik Darstellung des Hörvorgangs

Hörentwicklung

5.SSW: das Hörorgan ist angelegt

26:SSW: „Hören“ ist möglich, Stimmen werden wahrgenommen, die Mutter und dessen Stimme sind am präsentesten und werden auch später als erstes außerhalb der Gebärmutter zugeordnet und wahrgenommen.

Nach der Geburt:

Die Hörfähigkeit entwickelt sich durch ständige akustische Reize aus der Umwelt und des Umfelds. Zuerst reagiert das Kind auf Reflexe, Bewegungsänderungen der Mimik oder auf laute Schallreize.

In den ersten sechs Lebenswochen beginnt der Säugling das Schreien zu verändern und variiert in Lautstärke und Tonhöhe (zeigt eine Reifung des zentralen Nervensystems und des Gehörs).

In den ersten drei Lebensmonaten zeigt es immer mehr auditive Aufmerksamkeit und erkennt die elterlichen Stimmen, erschrickt bei lauten Geräuschen.

Zwischen dem dritten und sechsten Lebensmonat wachen die Kinder bei lauten Geräuschen auf und zeigen Interesse in Form von Suchbewegungen für auffällige Geräusche und Laute.

Ab dem sechsten Lebensmonat erfreuen sich Kinder an Lauten und Musik. Sie erkennen Typische Muster der Sprache wieder und durchlaufen die zweite Lallphase.

Mit neun Monaten reagieren die Kinder auf ihren Namen und verstehen erste Worte, sie können nun erkennen woher ein Schallsignal kommt.

Mit ca. einem Jahr können Kinder sicher ein Schallsignal lokalisieren und darauf reagieren. Verbote werden verstanden und erste Worte werden gesprochen.

Mit ca. 2 Jahren werden Aufforderungen, Fragen, sowie geflüsterte Worte verstanden.

Bis zum dritten Lebensjahr, spätestens mit vier Jahren können Kinder komplexer Sprachäußerungen verstehen und einzelne Laute in der Sprache differenzieren

  • Das Kind reagiert mal direkt, mal gar nicht auf Ansprache/ wenn sie es rufen
  • Es werden Anforderungen nicht korrekt gefolgt
  • Das Kind fragt oft „Wie?“/ „was?“
  • Die Sprachentwicklung ist verzögert
  • Die Artikulation ist schwer verständlich
  • Das Kind stellt Fernseher, Radio, CD-Spieler, Handy, etc. dauerhaft sehr laut

Es wird der Verlust meist in dB gemessen, anhand dessen, kann der Hörverlust in Grade eingeteilt werden. Dies orientiert sich daran, wie viel „lauter“ ein Ton sein muss, dass er gehört wird.

0-20dB Normalhörigkeit

20-40dB geringgradige Schwerhörigkeit

40-60dB mittelgradige Schwerhörigkeit

60-80dB hochgradige Schwerhörigkeit

80-95dB an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit

Es gibt zwei Arten von Schwerhörigkeiten

  1. Die Schalleitungsschwerhörigkeit

Dabei isst die Störung meist vom Außen- und Mittelohr auszugehen

  1. Schallempfindungsstörung

Hierbei ist die Störung im Innenohr

Diese Störungen können getrennt voneinander getestet werden die Schalleitungsschwerhörigkeit wird durch die Luftleitung (Kopfhörer auf dem Ohr) getestet. Die Schallempfindungsstörung wird durch die Knochenleitung (der kleine Knochen hinter dem Ohr) getestet.

  • Mittelohr-, Gehörgangsentzündungen die länger anhalten
  • Otosklerose
  • Akute Verletzungen (Schädeltrauma)
  • Morbus Meniére
  • Unterentwicklung des Hörorgans
  • Schädigung der einzelnen Strukturen
  • Hörsturz
  • Knalltrauma
  • Dauerhafte, über die Jahre anhaltender Lärm (schleichend)
  • Verletzung des Nervs bei einer Operation
  • Nichtanlage des Hörorgans
  • Deformierung der Ohrmuschel/Gehörgans/ Gehörknöchelchen
  • Tumore (Akustikusneurinom)
  • Alterungsprozesse
CI
Hörgerät
  • Wird operativ eingesetzt
  • Bei Gehörlosigkeit oder Hochgradiger bis an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit
  • Es soll ermöglich werden Stimmen und Geräusche wahrnehmen zu können
  • Das Ablesen von den Lippen wird durch das neu gewonnene Hören verbessert
  • Ist außerhalb des Ohres und erfolgt in einem Hörgeräteakustiker
  • Wird bei leichtgradiger und mittelgradiger Schwerhörigkeit genutzt
  • Soll Stimmen, Sprache und Geräusche verstärken um das Verständnis zu sichern
  • Das Hören wird meist als „metallisch“, „entfernt“ wahrgenommen
  • Das Hören wird lauter und definierbarer
  • Die eigene Stimme wird verstärkt wahrgenommen
  • Es werden keine funktionierenden Haarsinneszellen benötigt, da das CI diese ersetzt
  • Es werden funktionierende Haarsinneszellen benötigt, da die Verstärkung außerhalb geschieht
  • Gehörlose geborene Kinder
  • Wenn durch eine Erkrankung unter anderem das Gehör verloren geht
  • Wenn trotz der Hörgeräteversorgung die Sprache nicht oder unzureichend verstanden wird.

Bevor das jedoch entschieden wird, sollte eine umfassende Abklärung durch Spezialisten (HNO-Ärzte, Pädaudiologen, Psychologen, etc.) erfolgen. Meistens werden folgende Tests durchgeführt:

  • TEOAE (bei Neugeborenen)
  • Klick-Reize
  • BERA
  • Hörtests
  • CT/ MRT
  • Fehlbildung der Cochlea, des Hörnervs, der Hörbahnen

Nach einer ausführlichen Anamnese und Diagnostik kann in der Therapie viele verschiedene Aspekte beübt und individuell angepasst und verbessert werden. Beispiele für Therapieinhalte:

  • Richtungshören
  • Wahrnehmung einzelner oder mehrerer Laute /Worte
  • Geräuschwahrnehmung
  • Satzverständnis
  • Verständnis im Störschall
  • Wortschatzaufbau
  • Erlernen/ Beratung der Geräte und dessen Programme
  • Telefontraining
  • Enge Zusammenarbeit mit den Akustikern und der Rehaklinik
  • Es kann nicht immer eine normale Hörfähigkeit“ erreicht werden, da sich die Klangqualität unterscheidet
  • Jedoch ist durch ein intensives Hörtraining eine annähernde „Normalhörigkeit“ möglich

Wichtig: Die Dauer des „nicht-Hörens“ ist ausschlaggebend für die spätere sprachliche Entwicklung des Kindes

  • Begleiten/ führen der Person
  • Natürlich sprechen, auch wenn es wiederholt werden muss
  • Zuordnungen müssen neu gelernt werden, deshalb der Person Zeit lassen
  • „Das Auge hört mit“ (was man sieht „hört“ man schneller, da man das Wissen verknüpfen kann. Z.B. ein Hund und das Bellen)
  • Blickkontakt, nicht wegdrehen, dadurch wird das Verstehen erschwert
  • Anfangs die Übungen in einer ruhigen Umgebung, bis das Geräusch/ Gesprochene „gewohnt“ ist.