Unter einer LRS (Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten) bzw. Legasthenie versteht man eine Entwicklungsstörung der Lese- und Rechtschreibfertigkeiten. Also eine Störung während des Erwerbs dieser Fähigkeiten im Kinder- und Jugendalter. Beim Analphabetismus wurden diese Fähigkeiten in einem gewissen Rahmen erworben, jedoch nicht ausreichend, um in der Gesellschaft die Minimalanforderungen zu erreichen. Was wiederum einige Schwierigkeiten im Alltag und im beruflichen Leben mit sich bringt. In Deutschland waren 2011 nach einer Studie der Universität Hamburg ca. 4 % bzw. 2 Millionen der Erwachsenen totale Analphabeten sowie mehr als 14 % bzw. 7,5 Millionen Personen funktionale Analphabeten.
Definition:
„Funktionaler Analphabetismus ist gegeben, wenn die schriftsprachlichen Kompetenzen von Erwachsenen niedriger sind als diejenigen, die minimal erforderlich sind und als selbstverständlich vorausgesetzt werden, um den jeweiligen gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Diese schriftsprachlichen Kompetenzen werden als notwendig erachtet, um gesellschaftliche Teilhabe und die Realisierung individueller Verwirklichungschancen zu eröffnen“ (Egloff/Grosche/Hubertus/Rüsseler 2011, S. 11). Ein totaler Analphabet hingegen hat keinerlei Lese- und Rechtschreibfähigkeiten erworben, er/sie kann also weder Lesen noch Schreiben.
Ursachen:
- genetische Einflüsse oder Schädigungen während Schwangerschaft und Geburt (die Informationsverarbeitung im Gehirn beeinflussen und so die Entwicklung gestört wird)
- In der Schulzeit unzureichend oder gar nicht behandelte Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten
- Umfeld und Elternhaus tragen kaum etwas zu den Ursachen bei
- Analphabetismus hat nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun
Symptome:
- Häufige Fehler beim lauten Lesen
- Viele Selbstkorrekturen
- Langsames bzw. mühsames Erlesen von Wörtern
- Wortweise Lesen von Sätzen und Texten
- Probleme bei der Verschmelzung von Einzellaute zu Lautfolge (Wörtern)
- Probleme beim Verständnis des Gelesenen
- Häufige Fehler beim Abschreiben
- Verwechslung visuell ähnlicher Buchstaben (z.B. „dlau“ statt „blau“)
- Verwechslung von Buchstaben, die ähnliche Laute repräsentieren (z.B.: „krün” statt „grün”)
- Auslassung von Buchstaben, so dass sich die Klanggestalt des Wortes ändert (z.B.: „Apfe” statt „Apfel”)
- Auslassung von ganzen Wörtern und längeren Wortteilen (z.B.: „Fernseh” statt „Fernsehzeitung”)
- Vertauschung der Buchstabenreihenfolge (z.B.: „Fabirk” statt „Fabrik”)
- Häufige Fehler aufgrund der Nichtbeachtung bestimmter Rechtschreibregeln (z.B.: „Bager” statt „Bagger”)
- Schreibhemmung
- Verwaschene Artikulation
- Stockendes Sprechen
- Wortschatzarmut
- Wortfindungsstörungen
- Häufige Bildung von grammatisch bzw. syntaktisch inkorrekten Ausdrücken
- Geringe auditive Merkfähigkeit (z.B. beim Vokabellernen)
- Geringe visuelle Merkfähigkeit (z.B. beim Einprägen von neuen Wortbildern)
- Allgemeine Ungeschicktheit
- Verkrampfte Schreibhaltung
- Undeutliches Schriftbild
- Langsames Schreiben
- Reduziertes Selbstwertgefühl
- Evtl. Aggressivität
- Konzentrationsschwäche
- Andere psychosomatische Störungen
Therapie:
Analphabetismus kann nicht „geheilt“ werden, jedoch können Verbesserungen erreicht werden.
Für die Behandlung von LRS bzw. Legasthenie benötigt man als Logopäde eine Weiterbildung oder einen speziellen Lerntrainer. Der Ausbildungsabschluss allein reicht hierfür nicht aus.
Behandlungsmethoden & Fortbildungen
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