Praxis für Logopädie Katja-Kristin Ulrich

Bahnhofstraße 16 und Bahnhofstraße 18 im Ärztehaus | 88069 Tettnang | Telefon: 07542 93 36 288

Marienplatz 79–81 | 88212 Ravensburg | Telefon: 0751 888 772 30

Logopädische Sonderfälle

Abgesehen von den eher typischen Klassifizierungen von Symptomen und Störungen gibt es auch Spezialfälle, welche oftmals viele verschiedene Symptome kombiniert aufweisen. Im Folgenden sollen nun einige Spezialfälle besprochen werden, jedoch gibt es nichts, was es nicht gibt.

Post-Covid Syndrom (Covid 19 Folgeerkrankungen; Long Covid)

Die Erkrankung durch Covid 19 kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein: Von einigen Tagen mit leichten bis gar keinen Symptomen bis hin zu wochenlanger Behandlung auf der Intensivstation einschließlich Beatmungsunterstützung. Am häufigsten betroffen ist die Lunge, jedoch werden weitere betroffene Organe nach und nach bekannt. Spätfolgen einer Covid 19 Erkrankung nennt man Long Covid oder Post-Covid Syndrom. Dabei treten oftmals noch Wochen und Monate nach der Erkrankung Einschränkungen und Folgebeschwerden auf. Wichtig ist, die Folgeerscheinungen ernst zu nehmen und diese so früh wie möglich zu behandeln.

Symptome:

  • Fatigue Syndrom (schelle Erschöpfung, Kraftlosigkeit, Müdigkeit)
  • Schwindel
  • Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen
  • Gedächtnisprobleme
  • Wortfindungsstörungen
  • Fortbestehende Kopfschmerzen
  • Verbleibende Atemnot 
  • Schluckprobleme; besonders nach Beatmung
  • Sprechanstrengung
  • Veränderung des Stimmklangs
  • Eingeschränktes Riechen

Behandlungsmethoden & Fortbildungen:

  • Logopädische Therapieelemente für die Arbeit mit Long Covid Patienten (C. Winterholler)
  • Fatigue und Pacing in der logopädischen Therapie mit Schwerpunkt Long/ Post Covid (C. Winterholler)
  • Ganzheitliche Atem- und Stimmtherapie bei Long Covid: Therapie und Rehabilitation eines neuen Störungsbildes (M. Helbing)
  • Respiratorische Behandlung: effektive Freigabe der Atemwege und Wiedererweiterung der Lunge von Covid19 bis zur neuromuskulären Erkrankung (Ruben Forni)

Lernschwäche

Die Intelligenz ist nicht geringer als die von Mitschülern und Gleichaltrigen und auch die Motivation ist oft nicht das Problem. Menschen mit Lernschwäche brauchen oftmals andere Lernmethoden. Was sind die Ursachen dafür? Sie kann erblich bedingt sein oder ein Nebeneffekt von Krankheiten (z.B. Autismus, ADHS), jedoch auch ein Unfall oder eine Lernblockade (durch Stress, Schulangst, Erwartungsdruck uvm.) können die Auslöser für eine Lernschwäche sein. 

Symptome:

Allgemeine Lernschwäche

  • Alle Schulleistungen nicht besonders gut

Lese- Rechtschreibschwäche (Legasthenie)

  • Lesen & Schreiben fallen sehr schwer  wirkt sich auf alle Schulfächer aus
  • Geringes Lesesinnverständnis
  • Durcheinanderbringen von (ähnlichen) Buchstaben

Rechenschwäche (Dyskalkulie)

  • Schwierigkeiten im Rechnen (Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division)
  • Fehlendes Zahlenverständnis  Nachhilfe kann gut weiterhelfen

Konzentrationsschwäche

  • Probleme die Aufmerksamkeit auf ein Thema zu fokussieren
  • Leicht ablenkbar
  • Fangen viele Dinge an und bringen sie nicht zu Ende

Behandlungsmethoden & Fortbildungen:

  • Pertra-Fördermaterial (Pedalo®)
  • LRS, Konzentrationsprobleme und Probleme mit dem Sprachverständnis erfolgreich therapieren mit dem Auditivtraining von BENAUDIRA
  • Klinische Lerntherapie (IigEL)
  • Ausbildung Lerntherapeut(in)/Lernpädagoge(in) beim DIL
  • Aufmerksamkeitsstörungen mit und ohne Hyperaktivität bei Kindern und Jugendlichen (ADHS)
  • Legasthenietrainer
  • Lernfuxx?

ADHS

Das Aufmerksamkeits-Defizid (-Hyperaktivitäts) -Syndrom wird oft in der Kindheit übersehen, doch auch später als erwachsenen treten diverse Probleme auf. Die Personen ecken oft an und kommen deshalb viel mit Frustration und Misserfolgen in Kontakt. Meistens werden die Symptome als „Charakterfehler“ missinterpretiert, dabei gehen die positiven Eigenschaften des Menschen unter.

Symptome:

  • Konzentrationsprobleme; leicht abzulenken
  • „Aufschieberitis“ bzw. Prokrastination
  • Fehlende Tagesplanung
  • „Verzettelt“ sich; Unfähigkeit Prioritäten zu setzen
  • Chaos im Kopf
  • Innere Unruhe & Getriebensein
  • Häufige Änderung der Körperhaltung
  • Ständig in Bewegung (z.B. mit dem Fuß wippen, mit den Fingern trommeln)
  • Sich schnell persönlich angegriffen fühlen
  • Sehr schnell & heftig emotional überreagieren
  • Schnelle & starke Stimmungsschwankungen
  • Depressive Stimmungseinbrüche (Gefühle von Minderwertigkeit, etc.)
  • Mangelnde emotionale Abgrenzung von anderen Menschen
  • Schlechte Wahrnehmung für eigene Gefühle, Stimmungen & Bedürfnisse
  • Gefühle als „Knäuel/Haufen“ wahrnehmen & diese nicht unterscheiden oder beschreiben können
  • Handeln ohne an Folgen zu denken
  • Spontane, unüberlegte Einkäufe (ohne Kontoüberblick)
  • Haltestelle/Zug/Bus verpassen
  • Verpassen von Terminen/Verabredungen
  • Dinge verlegen und/oder vergessen
  • Häufiges Zuspätkommen
  • Unregelmäßige Essenzeiten; Essen „vergessen“
  • Unordnung im Haushalt
  • Sammelwut

Behandlungsmethoden & Fortbildungen:

  • Aufmerksamkeitsstörungen mit und ohne Hyperaktivität bei Kindern und Jugendlichen (ADHS)
  • Elterntraining bei ADS/ADHS
  • Trainer/in bei ADS/ADHS 
  • ADHS-Trainer/in (IFLW)
  • ADHS-Therapeut/in (IFLW)

Autismus

Autismus ist eine komplexe und vielgestaltige neurologische Entwicklungsstörung. Häufig bezeichnet man Autismus bzw. Autismus-Spektrum-Störungen auch als Störungen der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung, die sich auf die Entwicklung der sozialen Interaktion, der Kommunikation und des Verhaltensrepertoires auswirken. Die WHO unterscheidet zwischen dem „frühkindlichen Autismus“, dem „Asperger-Syndrom“ und „atypischen Autismus“. Jedoch können leichtere Formen oft nicht eindeutig zugeordnet werden, weshalb der Begriff „Autismus-Spektrum-Störung“ (ASS) gern als Oberbegriff genommen wird. 

Symptome:

  • Probleme im sozialen Umgang mit Mitmenschen
  • Soziale & emotionale Signale schwer einzuschätzen
  • Deshalb unangemessene Reaktionen
  • Überladung von Sinnesreizen
  • Defizite in der Kommunikation
  • Sprachverständnis und Sprechen
  • Wechselnder Gesprächsaustausch (Turn-Taking)
  • Flexibilität im Sprachausdruck & der -Melodie
  • Sinnunterstreichende Gestik
  • Häufig wiederholende und stereotype Verhaltensweisen
  • Routinierte & starre Erledigung alltäglicher Aufgaben
  • Motorische Stereotypien (z.B. Schaukeln, Wedeln, Kreiseln von Dingen)
  • Probleme mit Veränderung (Umgestaltung im Zimmer/Haus, neue Kleidung, etc.)
  • Psychische Begleitstörungen
  • Schwierigkeiten im Entscheidungen treffen
  • Übergroße Befürchtungen
  • Phobien
  • Schlaf- und Essstörungen
  • Evtl. Wutausbrüche
  • Evtl. fremd- oder selbstverletzendes Verhalten

Besonderheit des Asperger-Syndroms: es gibt oft keine Entwicklungsverzögerung in der Sprache oder kognitiven Entwicklung. Sie besitzen eine normale, in Teilen überdurchschnittlich hohe, Intelligenz. Jedoch gibt es Auffälligkeiten in der psychomotorischen Entwicklung und der sozialen Entwicklung sowie Besonderheiten in der Wahrnehmung und Verarbeitung von Umweltreizen und Sinneseindrücken.

Behandlungsmethoden & Fortbildungen:

  • Komm!ASS – Führen zur Kommunikation (nach Ulrike Funke)
  • Förderung der sozialen Kontaktfähigkeit bei Menschen mit Autismus (DIAKOVERE)
  • TEACCH ® (DIAKOVERE)
  • Zur Sprache kommen: Kinder mit atypischem und frühkindlichem Autismus (LOGUAN)
  • Autistische Menschen im pädagogischen und therapeutischen Alltag (H. Matoni)
  • Sprachtherapie und Unterstützte Kommunikation bei Kindern und Jugendlichen aus dem Autismus- Spektrum

Mutismus

Bei Mutismus handelt es sich um ausbleibendes Sprechen. Es gibt zwei verschiedene Arten von Mutismus: Erstens, den totalen Mutismus bei dem die Betroffenen mit niemandem sprechen (was äußerst selten vorkommt). Und Zweitens, den selektiven oder elektiven Mutismus bei dem der Betroffene nur mit ausgewählten Personen (z.B. Eltern, Geschwistern) spricht, aber in anderen Situationen (z.B. im Kindergarten, in der Schule, im Beruf, mit Fremden, etc.) nicht spricht. Die Situation ist dabei von individuell unterschiedlich und die Sprachlosigkeit muss auch nicht dauerhaft bestehen, sondern kann auch wiederkehrend (in bestimmten Situationen) sein.

Behandlungsmethoden & Fortbildungen:

  • KoMuT (Kooperative Mutismustherapie)
  • DortMuT (Dortmunder Mutismus-Therapie)
  • SYMUT ® (Systemische Mutismus-Therapie ®)
  • In-vivo-Therapie (Alltagssituationen)
  • MUTARI- Methode

Down- Syndrom bzw. Trisomie 21

Die Trisomie 21 ist das häufigste mit Behinderung einhergehende Syndrom, welches auf einer „falschen“ Chromosomenzahl im Zellkern beruht. Mit einem höheren Gebäralter (etwa ab 35 Jahre) scheint das Risiko zu steigen, ein Kind mit dieser Krankheit zu bekommen.

Symptome:

  • Erscheinungsbild (häufig schräg gestellte Augen, rundes Gesicht, breite Hände mit kurzen Fingern)
  • Verzögerte motorische Entwicklung
  • Intelligenzminderung (individuell sehr verschieden): meistens eine leichte bis mittelschwere Intelligenzminderung, nur wenige mit hochgradig geistiger Behinderung (8%).

Behandlungsmethoden & Fortbildungen:

  • Methodenkombinierte Sprachtherapie bei Kindern mit Down-Syndrom (MEKOS-DS I)
  • Praxisorientierte Sprachanbahnung bei geistig behinderten oder sprachentwicklungsverzögerten Kindern
  • Frühes Lesen bei Kindern mit geistiger Behinderung am Beispiel Trisomie 21

Wachkoma

Ein Patient kann ins Wachkoma fallen, wenn er schwere neurologische Schäden, wie z.B. ein Schädel-Hirn-Trauma, einen Schlaganfall oder einen hypoxischen Hirnschaden durch Reanimation, erlitten hat. Sollte das Wachkoma länger als einen Monat dauern, spricht man von einem dauerhaften Wachkoma. Diese Patienten können einen minimalen Bewusstseinszustand erreichen, jedoch nicht mehr die geistige Funktion oder Fähigkeiten von vorher. Dabei treten primär folgende Symptome auf:

Symptome:

  • Augen öffnen ist oft möglich
  • Keine Wahrnehmung von sich selbst oder seiner Umgebung
  • Keine Dinge/Handlungen möglich, welche Denken erfordern
  • Kein Sprechen möglich
  • Einschränkung der Kommunikation (leicht bis schwerste)
  • Dysphagie (Schluckstörung); Trachealkanülenmanagement; Kostform einstellen

Gerade bei schwer betroffenen Patienten, welche über viele Jahre behandelt werden, geht es nicht primär um eine Heilung, sondern um die Erhaltung von vorhandenen Fähigkeiten und der Lebensqualität des Patienten. Zudem ist die Angehörigenarbeit ein wichtiger Bestandteil der logopädischen Arbeit. Die Absprache und Organisation der verschiedenen Behandlungen sowie Transparenz der Therapie und Tipps zu Alltag, Hobbies und Interessen des Patienten sind dabei wichtige Themen. Wichtig ist, den Patienten zu fördern, aber nicht zu überfördern.

Behandlungsmethoden & Fortbildungen:

  • Stimulationstechniken bei nichtkooperationsfähigen Patienten
  • Passive Stimulationstechniken

Locked-in-Syndrom (LiS)

Das „Gefangensein“-Syndrom mag auf den ersten Blick wie ein Wachkoma aussehen, jedoch besteht bei diesem Syndrom keine Störung der Großhirnfunktion (wie beim Wachkoma), sondern eine maximale Störung des Hirnstamms. Dies führt dazu, dass der Betroffene alles um sich herum klar wahrnehmen und denken kann, also bei (meist vollem Bewusstsein) in seinem Körper gefangen ist. Jedoch kann er diesen Körper nicht bewegen, da die Verbindung vom Gehirn zu den Muskeln „gekappt“ ist. Sollten noch (motorische) Restfunktionen vorhanden sein oder langsam wieder zurückkommen, sind dies fast immer Augenbewegungen. Durch diese Augenbewegungen ist eine erste Kommunikation über Ja/Nein-Fragen möglich und es gibt auch elektronische Kommunikationshilfen, welche Augenbewegungen in Sprache umwandeln können (siehe Stephen Hawking). Prinzipiell ist es für Patienten möglich wieder selbstständig zu werden, jedoch spielen dabei viele Faktoren eine wichtige Rolle (Alter, schnelle Fortschritte zu Beginn, usw.) und es ist oft der Fall, dass Patienten im Syndrom gefangen bleiben. Diese haben zu Beginn oftmals Depressionen, jedoch sei es wichtig in das soziale Umfeld eingebunden zu werden und am Leben teilzuhaben. Das hilft den Betroffenen mit der neuen Situation umzugehen und sich einzufinden.

Behandlungsmethoden & Fortbildungen:

  • Das Locked-in Syndrom (von LIS e.V.)
  • Stimulationstechniken bei nichtkooperationsfähigen Patienten
  • Passive Stimulationstechniken

Unser Behandlungsspektrum

Erwachsene

Auch alle im Erwachsenenalter auftretenden logopädischen Störungen werden bei uns behandelt.

Gruppentherapie

Bei einigen Störungsbildern, wie zum Beispiel bei fehlerhafter Lautbildung, ist auf Anordnung des Arztes auch eine Gruppentherapie möglich.

Zusatzleistungen

Wir führen Informations-veranstaltungen & Vorträge zu verschiedenen logopädischen Fachthemen durch.